Herstellung handgemachter Keramik in 8 Schritten
In handgemachtem Keramik Geschirr steckt viel Arbeit und Know-How. Wahrscheinlich denkst du hauptsächlich an das Drehen auf der Töpferscheibe, wenn es um Arbeiten in einer Töpferei geht. Aber da gibt es noch viel mehr zu tun. Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie handgemachte Keramiken entstehen. Let’s go!
1. Ton schlagen
Ton zu schlagen ist noch besser als Holzhacken, um Aggressionen abzubauen. Gut so: Dann sind die Töpfer*innen so richtig entspannt, wenn es ans Drehen ihrer Keramiktassen oder -schalen geht. Warum Ton vor der Verarbeitung geschlagen und geknetet wird? Ganz einfach: Ton zur Herstellung von Drehkeramik kommt heutzutage aus der Vakuumpresse. Die einzelnen Ton-Moleküle sind deshalb spiralförmig angeordnet.
Wird solcher Ton nicht durch Schlagen und Kneten aufbereitet, können die Keramiken beim Brennen Risse bekommen. Früher wurde der Ton geschlagen, um Lufteinschlüsse daraus zu entfernen. Heute wird er vor dem Abfüllen bereits mechanisch geschlagen und enthält deshalb kaum Luftblasen. So oder so: Geschlagen werden muss er in jedem Fall – und zwar auf einer stabilen Arbeitsfläche. Beim Ton schlagen wirft der/die Keramiker*in seinen/ihren Tonbatzen nämlich immer wieder mit aller Kraft auf die Arbeitsplatte.
2. Tonklumpen auf der Töpferscheibe zentrieren
Damit aus diesem Tonbatzen irgendwann einmal ein schöner Keramikbecher oder eine stilvolle Keramikschale wird, muss er genau in der Mitte der Töpferscheibe liegen. Was heißt hier: „Das ist doch gar kein Arbeitsschritt“? Ist es doch! Das Ganze ist nämlich viel schwieriger als du denkst. Was meinst du wohl, wie viele Tonklumpen schon quer durch eine Töpferei geflogen sind?
Die Töpferscheibe dreht sich beim Zentrieren und Aufbrechen sehr schnell. Wenn jemand seinen Tonbatzen nicht genau mittig auf der Scheibe liegen hat, bewirkt die Zentrifugalkraft, dass der Klumpen zum Geschoss wird. Deshalb drückt und schiebt der/die Keramiker*in seinen/ihren Tonklumpen so lange, bis er sich ruhig mit der schnell laufenden Scheibe dreht.
3. Aufbrechen und Boden legen
Nach dem Zentrieren formt der/die Töpfer*in seinen Tonklumpen so, dass er breiter als hoch ist. Dann sucht er die Mitte – das alles natürlich bei drehender Töpferscheibe. Mit einer oder zwei Fingerkuppen drückt er/sie den Ton in der Mitte zusammen. Dadurch entsteht eine niedrige, dicke Wand. Die zieht er/sie vorsichtig zu sich hin. Dann wird der Boden noch weiter verdichtet, um Bodenrisse beim Trocknen zu vermeiden. Anschließend glättet der/die Keramiker*in den entstandenen Rand ein wenig, damit er beim Hochziehen nicht einreißt.
4. Wand hochziehen
Jetzt kommt das, was die Leute bei Keramik-Videos immer so fasziniert: das Hochziehen der Wand. Es sieht ja auch aus wie pure Magie. Dabei ist es nichts als Fingerfertigkeit, Know-How und eine rotierende Scheibe. Um beispielsweise Keramik Vasen herzustellen, lässt der/die Keramiker*in jetzt eine Wand in die Höhe wachsen.
Dazu zieht er mit beiden Händen die niedrige Wandung vorsichtig von unten nach oben. Dabei ist es reine Erfahrungssache, wie viel Druck und Zug notwendig sind, um mit mehreren Aufzügen eine gleichmäßige dicke, hohe Wand zu kreieren. Je dünner die Wandung, desto schwieriger das ganze Unterfangen. Danach muss noch der obere Rand geglättet und das Drehwasser aus dem Rohling entfernt werden.
5. Die Keramik abziehen
Jetzt wird es wieder kniffelig. Schon manche schöne Keramik hat sich beim Abschneiden von der Töpferscheibe verzogen. Auch wenn sie wieder gerade gebogen wird: Beim Brennen unter hohen Temperaturen „erinnert sich“ der Ton an die Verformung und kann in etwa die Form annehmen, die er vor dem Geradebiegen hatte.
Deshalb ist es wichtig, dass die Töpferscheibe und die Hände des/der Töpfer*in vor dem Abziehen frei von Schlicker sind. Erst nach dem Säubern schneidet er/sie den Rohling bei langsam drehender Scheibe mit dem Schneidedraht von seiner Unterlage los. Mit gut getrockneten Händen umfasst er dann sein glitschiges Kunstwerk möglichst weit unten und setzt es auf ein saugfähiges Brett zum Trocknen.
6. Garnituren anbringen
Sobald der Rohling etwas getrocknet ist – spätestens wenn er nach etwa einem Tag lederhart ist – können andere Tonstücke angesetzt werden. Zum Beispiel bei einer Keramiktasse: Da wird der Henkel anschließend angebracht. Der Keramik-Körper und die Garnitur sollten ungefähr denselben Wassergehalt haben. Also werden sie zumeist gleichzeitig geformt.
Vor dem „Ankleben“ raut der/die Keramiker*in die Klebestellen an beiden Teilen mit einer Töpfernadel an. Dann bestreicht er/sie die aufgerauten Flächen mit Schlicker und presst sie mit leicht vibrierenden Bewegungen gegeneinander. Erfahrene Töpfer*innen können dabei spüren, wann die Klebeflächen angezogen haben. Anschließend wird der herausgequollene Schlicker mit einem weichen Schwamm abgewaschen.
7. Glasur aufbringen
Glasuren tragen dazu bei, dass Keramiken wasserdicht und leicht zu reinigen sind. Es gibt sehr unterschiedliche Glasuren: transparente, opake, raue und glänzende, einfarbige und andere mit Farbeffekten. Die meisten heute verwendeten Glasuren bestehen aus ungiftigen Metallsalzen und werden nach dem ersten Brand aufgebracht. Nur Engobe – unterschiedlich gefärbter Schlicker – wird auf schon den lederharten Rohling aufgetragen. Engobe wird beispielsweise für Malereien auf handgemachtem Keramikgeschirr verwendet.
8. Keramik brennen
Keramik zu brennen ist eine Wissenschaft für sich. Fast alle Keramiken durchlaufen zwei Brände: Der erste wird „Schrühbrand“ genannt und erreicht Höchsttemperaturen von etwa 600 °C. Vor diesem Brand stellt der/die Töpfer*in sicher, dass die Rohlinge unter hoher Luftfeuchtigkeit gut durchgetrocknet sind. Das funktioniert mit einem einfachen Trick: Wenn sich das Brenngut nicht mehr kälter anfühlt als die Raumtemperatur, ist höchstwahrscheinlich ein Großteil des ungebundenen Wassers im Ton verdampft.
Das kristallin gebundene Wasser verdampft während des Rohbrands. Bei ungefähr 573 °C findet der sogenannte „Quarzsprung“ statt, bei dem bestimmte Moleküle des Tons miteinander verschmelzen. Dadurch wird die Keramik wasserfest – aber noch nicht wasserdicht. Wasserdichtigkeit entsteht erst beim zweiten Brand, dem Glasurbrand. Dabei werden üblicherweise Höchsttemperaturen von 1020 bis 1300 °C erreicht. Die hohen Temperaturen sind nötig, damit die Glasur und bestimmte Bestandteile des Tons miteinander verschmelzen.
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